Übergewicht in den Wechseljahren

Eva Marbach
Projekt
  

Übergewicht durch Wechseljahre

Viele Frauen sind in jungen Jahren schlank und nehmen dann jenseits der 40 immer mehr zu.

Obwohl die Betroffenen vorher meistens problemlos ihr Gewicht im Griff hatten, gelingt es dann nicht mehr dauerhaft abzunehmen.

Wie kommt es zu dieser Gewichtszunahme und warum fällt es so schwer, wieder abzunehmen?

Dafür gibt es mehrere Gründe.

Ein Teil der Gründe für das Übergewicht bei Frauen über 40 hängt mit den Wechseljahren zusammen. Weitere Gründe hängen damit zusammen, dass das Abnehmen mit zunehmendem Alter schwerer fällt.

Wechseljahrsbedingte Abnehmhindernisse

Altersbedingte Abnehmhindernisse

Wegfall des Eisprungs

Während der Wechseljahre fällt nach und nach der monatliche Eisprung immer öfter aus, bis er schließlich ganz ausbleibt.

Das hat auch für die Figur potentiell erhebliche Folgen, denn das Heranreifen eines befruchtungsfähigen Eis kostet den Körper täglich etwa 300 Kilokalorien.

Wenn dieser Energieverbrauch wegfällt, und man die Nahrungszufuhr nicht entsprechend reduziert, dann nimmt man unweigerlich zu, und zwar ganz erheblich. Hochgerechnet aufs Jahr können 300 kcal täglicher Energieüberschuss zu 15 Kilo mehr Körperfett führen.

Um den verringerten Energieverbrauch durch wegfallenden Eisprung auszugleichen, muss man entweder deutlich weniger essen oder beispielsweise täglich eine Stunde Radfahren.

Östrogen-Dominanz durch Progesteronmangel

Am Anfang der Wechseljahre schwindet zunächst die Progesteron-Produktion. Progesteron ist das unbekanntere der wichtigsten beiden Frauenhormone; es hat aber zahlreiche wichtige Funktionen für den Körper.

Weil das verringerte Progesteron nicht mehr voll ausgleichend auf das Östrogen wirken kann, kommt es zur Östrogen-Dominanz. Hierbei hat man zwar nicht tatsächlich zu viel Östrogen im Körper, aber wirkt sich wie ein Überschuss aus, weil der Körper auf das Verhältnis der Hormone zueinander reagiert.

Die Östrogendominanz hat viele unerfreuliche Symptome, unter anderem fördert sie Wassereinlagerungen und Gewichtszunahme.

Siehe: Oestrogen-Dominanz.de - Webseite mit Buch

Testosteron-Dominanz

In den Wechseljahren kann es einerseits zu einem leichten Anstieg des Testosteronspiegels kommen.

Außerdem sinkt bekanntlich die Produktion der weiblichen Hormone, was zu einem verstärkten Ungleichgewicht zugunsten des Testosterons führt. Man könnte also von einer Testosteron-Dominanz sprechen.

Unter anderem kommt es daher häufig zu einem leichten Bartwachstum bei Frauen in den Wechseljahren.

Testosteron macht zwar nicht dick - mitnichten, aber es begünstigt das Wachstum des Bauches, was normalerweise eher typisch für Männer ist. Darum bekommen Frauen in und nach den Wechseljahren häufig einen dicken Bauch und nehmen nicht nur an den üblichen Stellen wie Hüften und Schenkel zu.

Werbung:

Schilddrüsenunterfunktion infolge der Östrogen-Dominanz

Durch die wechseljahrstypiesche Östrogendominanz kommt es häufig zu einer Schilddrüsenhormon-Resistenz. Hierbei können die Schilddrüsenhormone nicht mehr richtig wirken, weil die Körperzellen unempfänglich für die Hormone werden. Das Erscheinungsbild ist wie bei einer Schilddrüsenunterfunktion, obwohl ausreichend Schilddrüsenhormone produziert werden.

Infolge der Schilddrüsenhormon-Resistenz kann es zu erheblichem Übergewicht kommen.

Siehe: Abnehmen trotz Schilddrüsenunterfunktion.

Schlafmangel durch Hormonschwankungen

Vor allem wenn die Wechseljahre schon etwas weiter fotgeschritten sind, kommt es häufig zu Schlafproblemen, die durch den Östrogenmangel hervorgerufen werden.

Man kann schlechter einschlafen und wacht auch mitten in der Nacht öfter auf. Dadurch hat man unterm Strich zu wenig Schlaf.

Schlafmangel macht nicht nur müde, sondern fördert auch die Entstehung von Übergewicht.

Depressionen / Antriebsschwäche

Depressionen und Antriebsschwäche gehören zu den besonders unerfreulichen Erscheinungen der Wechseljahre.

Zwar machen Depressionen nicht direkt dick, aber durch die Antriebsschwäche fehlt die Motivation zu ausgiebiger Bewegung.

Dadurch kann es indirekt zu Übergewicht kommen.

Wenn man die Depressionen medikamentös behandelt, kommt es häufig als Nebenwirkung der Medikamente zu vermehrerter Fetteinlagerung.

Die Depressionen können also doppelt zur Entstehung von Übergewicht beitragen.

Hormonbehandlungen

Viele Frauen erhoffen sich von einer Hormonersatztherapie unter anderem eine schlankere Figur.

Aber das funktioniert nicht immer; die Hormontherapie kann sogar die Fetteinlagerung verstärken.

In erster Linie bestehen die künstlichen Hormone nämlich aus Östrogenen, die vor allem am Anfang der Wechseljahre oft gar nicht zu wenig sind. Auch die beigefügten Gestagene wirken oft eher wie Östrogene als wie das körpereigene Progesteron, dessen Aufgaben sie eigentlich übernehmen sollen.

Die Hormonersatztherapie kann also manchmal zu einer Östrogendominanz führen oder eine vorhandene Östrogendominanz verstärken. Infolgedessen kann es zu vermehrter Fett- und Wassereinlagerung kommen.

Eierstockzysten

Bei relativ vielen Frauen kommt es zu Beginn der Wechseljahre immer wieder zu Eierstockszysten.

Eierstockzysten entstehen manchmal, wenn ein Ei nicht vollständig ausreift und der Eisprung ausbleibt. Durch den fehlenden Eisprung wird der Eifollikel nicht zum Gelbkörper umgebaut und dadurch kommt es dann auch nicht zu einem Anstieg der Progesteron-Produktion, das nämlich vor allem im Gelbkörper hergestellt wird.

Dadurch entsteht ein Progesteronmangel und eine Östrogen-Dominanz.

Die Östrogen-Dominanz fördert ihrerseits das Übergewicht.

Eine Eierstockzyste kann über mehrere Monate hinweg bestehen und die Heranreifung neuer Eier behindern.

Wenn eine Eierstockzyste nicht von selbst wieder verschwindet, kann man sie mithilfe von naturidentischem Progesteron oder einem Gestagen-Präparat behandeln.

Eisenmangel

Eine mögliche Folge des Progesteronmangels und eventueller Eierstockzysten ist eine stärkere und verlängerte Menstruationsblutung.

In den ersten Jahren der Wechseljahre wird die Periode also oft gar nicht schwächer, sondern zunächst stärker. Bei manchen Frauen kann es sogar zu wochenlangen Blutungen kommen, die von selber gar nicht mehr aufhören.

Verstärkte Blutungen bewirken häufig einen Eisenmangel und eine Anämie (Blutarmut).

Eine Anämie macht schlapp, sodass man sich weniger bewegen mag. Das kann die Entstehung von Übergewicht fördern.

Schwindende Muskelmasse

Dass die Muskeln schwinden, ist keine typische Folge der Wechseljahre, sondern hängt mit dem Altern zusammen.

Etwa ab 30 nimmt die Muskelmasse von Jahr zu Jahr ein Prozent ab, wenn man nicht aktiv dagegen an trainiert.

Muskeln sind aber nötig, um abzunehmen, denn Muskeln verbrauchen viel Energie, selbst wenn man sich gerade nicht bewegt.

Gegen den natürlichen Muskelschwund hilft gezieltes Muskeltraining und eine relativ einweißreiche Ernährung.

Diäten in der Vergangenheit

Auch frühere Diäten hängen nicht mit den Wechseljahren sondern mit der Lebensgeschichte zusammen.

Wenn man im Laufe der Jahre immer wieder Diäten gemacht hat, lernt der Körper von Mal zu Mal mit weniger Nahrung auszukommen.

Es kommt also zu einer Optimierung der Futterverwertung.

Wenn man sich zwischen den Diäten wieder wie früher ernährt, nimmt man also immer mehr zu und zwar immer schneller.

Abhilfe gegen Übergewicht in den Wechseljahren

Gegen einige der wechseljahrsbedingten Ursachen kann man gezielt etwas unternehmen:

  • Progesteron-Creme
  • Mönchspfeffer-Präparate (Agnus castus)
  • Schafgarben-Tee

Eine Progesteron-Creme wirkt häufig besonders gut gegen den Progesteron-Mangel, der die meisten dickmachenden Folgen in den Wechseljahren hat. Allerdings muss man sich die Progesteroncreme vom Arzt verschreiben und anschließend in der Apotheke anrühren lassen. Die meisten Frauenärzte kennen sich mit Progesteron als Creme jedoch kaum aus, sodass es oft schwierig ist, einen Arzt zu finden, der das Progesteron verschreibt. Außerdem muss man die Progesteroncreme selbst bezahlen.

Mönchspfeffer ist eine Heilpflanze, die die körpereigene Progesteron-Produktion steigert. In der Apotheke bekommt man zahlreiche Präparate, die Mönchspfeffer (Agnus castus) enthalten.

Auch die häufig vorkommende Heilpflanze Schafgarbe hat eine leichte progesteronsteigernde Wirkung. Man kann Schafgarbe als Tee trinken. Allerdings kann man keine schlankmachenden Wunder von einem Schafgarbentee erwarten, was auch für Mönchspfefferpräparate und Progesteroncrme gilt.

Bewegung gegen Wechseljahrsfolgen

Die beste Maßnahme gegen wechseljahrsbedingtes Übergewicht ist regelmäßige Bewegung.

Bewegung reaktiviert die Hormondrüsen, u.a. die Eierstöcke, sodass sie länger aktiv sind und wieder mehr Hormone produzieren. Zwar kann man die Wechseljahre und das Versiegen der Geschlechtshormon-Produktion nicht verhindern. Aber der Übergang verläuft sanfter und mit weniger Beschwerden.

Außerdem wird durch Bewegung, insbesondere durch Muskeltraining, der altersbedingte Muskelschwund aufgehalten. Mehr Muskeln machen das Abnehmen deutlich leichter.

Natürlich verbraucht man durch Bewegung auch Energie, was ganz direkt gegen Übergewicht hilft.

Ernährung gegen wechseljahrsbedingtes Übergewicht

Um eine Ernährungsumstellung kommt man nicht herum, wenn man wechseljahrsbedingtes Übergewicht wieder loswerden will.

Allerdings muss man keine spezielle Wechseljahrsernährung einhalten. Für die Ernährung beim Abnehmen in den Wechseljahren gilt das Gleiche wie beim Abnehmen in anderen Situationen.

Mehr Infos

Über das Thema Abnehmen in den Wechseljahren hat die Autorin dieser Webseite eine extra Webseite mit Buch geschrieben.